Was ist Glücksspiel?
Es liegt auf der Hand … Glücksspielsucht ist eine Krankheit
Ein Glücksspiel liegt vor, wenn man für die Teilnahme am Spiel Geld bezahlt und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt.
Wie erkennt man Glücksspielsucht?
Glücksspielsucht ist als Krankheit anerkannt. Es gibt verschiedene Merkmale, anhand derer eine Fachperson feststellen kann, ob eine Glücksspielsucht vorliegt. Das bedeutet, dass jeder Glücksspielsüchtige einen Anspruch auf kostenlose ambulante und stationäre Behandlung sowie auf Nachsorge hat; unabhängig von Nationalität, Alter oder Geschlecht. Einen ersten Anhaltspunkt kann ein Selbsttest geben.
Glücksspielsucht ist eine Krankheit
DSM-5 (innerhalb von 12 Monaten müssen mindestens 4 Kriterien vorliegen)
Notwendigkeit des Glücksspielens mit immer höheren Einsätzen, um eine gewünschte Erregung zu erreichen.
Unruhe und Reizbarkeit bei dem Versuch, das Glücksspielen einzuschränken oder aufzugeben.
Wiederholte erfolglose Versuche, das Glücksspielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben.
Starke gedankliche Eingenommenheit durch Glücksspielen (z. B. starke Beschäftigung mit gedanklichem Nacherleben vergangener Spielerfahrungen, mit Verhindern oder Planen der nächsten Spielunternehmung, Nachdenken über Wege, Geld zum Spielen zu beschaffen).
Häufiges Glücksspielen in belastenden Gefühlszuständen (z. B. Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Angst, depressive Stimmung).
Rückkehr zum Glücksspielen am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen (dem Verlust „hinterherjagen“).
Belügen anderer, um das Ausmaß der Verstrickung in das Glücksspielen zu vertuschen.
Gefährdung oder Verlust einer wichtigen Beziehung, eines Arbeitsplatzes, von Ausbildungs- oder Aufstiegschancen aufgrund des Glücksspielens.
Verlassen auf finanzielle Unterstützung durch andere, um die durch das Glücksspielen verursachte finanzielle Notlage zu überwinden.
Verlauf
Ähnlich wie bei einer Drogenabhängigkeit können auch Glücksspiele süchtig machen. Im Unterschied gibt es jedoch meist keine sichtbaren körperlichen Veränderungen, die auf ein problematisches Spielverhalten und die Entwicklung einer Glücksspielsucht hinweisen. weiterlesen
Die Entstehung der Glücksspielsucht ist ein eher schleichender Prozess und kann sich über Jahre entwickeln. Männer sind deutlich häufiger davon betroffen als Frauen. Nach und nach setzen Betroffene mehr Zeit und Geld für Glücksspiele ein, während andere Interessen zunehmend in den Hintergrund geraten. Auch die mit Freunden und Familie verbrachte Zeit wird weniger. Die Glücksspielsucht wirkt sich nicht nur auf den Betroffenen selbst, sondern auch auf sein Umfeld aus.
Der Weg in die Glücksspielsucht ist bei vielen Betroffenen ähnlich und lässt sich in drei Phasen unterteilen. Jede dieser Phasen hat auch Auswirkungen auf Familienmitglieder, Freunde und Kollegen. weniger anzeigen
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1.
Die Einstiegsphase
Betroffene spielen anfangs nur gelegentlich und sammeln durch Gewinne positive Erfahrungen. Gleichzeitig wird das Selbstwertgefühl durch Gewinne gesteigert. Da Verluste als einmalig erlebt und Gewinne häufig als eigenes Können interpretiert werden, entsteht ein unrealistischer Optimismus. weiterlesen
„Zu Anfang hatte ich gewonnen, einen richtig großen Betrag, nachdem ich ein Lockangebot eines Casinoanbieters im Internet angenommen hatte, das per Mail zu mir kam. Wenn es so einfach war, Geld zu verdienen, dann wollte ich das natürlich fortsetzen. Und das habe ich dann getan“.
„Ich fand nichts Komisches daran zu pokern! So wie andere Menschen Skat, Doppelkopf oder so etwas spielen, dachte ich- pokern wir halt. Ich selber spiele sowieso gerne, fast alle Gesellschaftsspiele.“
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2.
Die Verlustphase
In dieser Phase wird häufiger und länger gespielt, jedoch seltener gewonnen. Die Gedanken kreisen häufig um das Glücksspiel. Da immer mehr Zeit mit dem Spielen verbracht wird, werden private, aber auch berufliche Beziehungen vernachlässigt. Das Ausmaß des Spielens wird gegenüber Angehörigen häufig verheimlicht. Betroffene versuchen in dieser Phase, ihre inzwischen größeren Verluste durch erneutes Spielen wieder auszugleichen. weiterlesen
„Die Gewinne blieben aus, die Verluste stiegen. Ich setzte immer mehr Geld ein, um endlich den großen Gewinn zu machen. Trotz allem machte mir das Zocken Spaß – ich spielte eben nicht, um Geld zu verdienen. Das dachte ich damals jedoch. Heute, in meiner Spielfreiheit, und nachdem ich vieles über Glücksspielsucht gelesen und in meiner Selbsthilfegruppe etliches über die Gründe für diese Sucht gelernt habe, weiß ich: Es ging nie ums Geld. Das Zocken hatte ganz andere Gründe“.
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3.
Die Verzweiflungsphase
Wird trotz der negativen Konsequenzen weiter gespielt, erreichen Betroffene die Verzweiflungsphase. Sie verlieren die Kontrolle über ihr Glücksspielverhalten, wodurch massive Folgen entstehen. Häufig können Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden, sodass sich das Leben der Betroffenen nur noch um die Geldbeschaffung dreht. Der Betroffene verbringt in dieser Phase nur noch sehr wenig Zeit mit Angehörigen. Starke Schuldgefühle und Verzweiflung führen bei vielen Betroffenen zu Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken. weiterlesen
„Ich war schon längst mitten in der Sucht angekommen, ich zockte, um meine Gefühlswelt wegzudrücken, um unangenehmen Emotionen auszuweichen und mir regelmäßig meine Dosis „Instantglück“ zu holen. Wenn ich mich nicht wohlfühlte: Was lag da für mich näher, als sofort und lange zu zocken- nichts denken, keine Konflikte austragen müssen, mich nicht der Realität stellen. Es brauchte meinen persönlichen Tiefpunkt, damit ich endlich erkannte, dass es so nicht weitergeht und ich mir Hilfe holen muss. Das habe ich getan, mit Unterstützung und Mut machen durch meine Frau.“
Folgen
Zu den Folgen gehören beispielsweise:
- Schuld-/ Schamgefühle
- Verschuldung, Wohnungslosigkeit
- Familiäre Konflikte, Trennung, Scheidung
- Persönlichkeitsveränderungen
- Berufliche Probleme, Arbeitsplatzverlust
- Kriminelle Handlungen
- Suizidversuche
Warum machen Glücksspiele süchtig?
Bei der Entwicklung einer Glücksspielsucht treffen viele unterschiedliche Faktoren aufeinander. Dabei wirken die Person der Glücksspielerin bzw. des Glücksspielers, die Umwelt, in der die Person lebt, und das Glücksspiel miteinander als Ursache. Man spricht daher auch von dem Drei-Faktoren-Modell der Suchtentwicklung.
- Eigenschaften wie hohe Risikobereitschaft und Impulsivität
- Erbanlagen und Erkrankungen
- Spezielle Lebensereignisse
- Geschlecht und Alter (Risikogruppen: Männer, junge Erwachsene und Menschen mit Migrationserfahrung)
- Einstellung der Gesellschaft gegenüber Glücksspielen
- Verfügbarkeit von Glücksspielen
- staatliche Regulierungen und Gesetze
- Arbeits- und Lebensverhältnisse
- Familiäre Strukturen und Vorbilder
- Angebotsdichte
- Suchtpotenzial
- strukturelle Merkmale wie Auszahlungsintervall und Ereignisfrequenz
Was macht Glücksspiele so gefährlich?
Folgende Gefahren birgt Glücksspiel:
Eine kurze Zeiteinheit zwischen dem Einsatz, Spielausgang und der nächsten Spielgelegenheit erhöht die Wahrscheinlichkeit des Weiterspielens.
Ein kurzer Zeitraum zwischen Spielausgang und Gewinnauszahlung fördert das erneute Spielen.
Jeder Gewinn trägt zur Attraktivität des Glücksspiels bei.
Die Aussicht auf hohe Gewinnauszahlungen regt zum Spielen an.
Bei zwei von drei Richtigen wird die Erwartung hervorgerufen, dass ein Gewinn unmittelbar bevorsteht.
Die Auswahlmöglichkeiten erhöhen die Spannung.
Die Illusion der Betroffenen, durch eigene Fähigkeiten den Spielablauf verändern zu können, regt zum Spielen an.
Je unkomplizierter der Geldeinsatz, umso geringer die Hemmschwelle zur Spielteilnahme.
Diese Effekte werden mit Gewinnen verbunden und vermitteln das Gefühl, dass häufig Gewinne auftreten.
Das Gefühl, mit dem eigenen Wissen das Spielergebnis beeinflussen zu können, regt zur Spielteilnahme an.
Je leichter ein Glücksspiel verfügbar ist, umso mehr erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen es vermehrt nutzen.
Die Lösung
Wer selbst von Glücksspielsucht betroffen ist oder sich um Freunde oder Angehörige sorgt, sollte sich unbedingt Unterstützung holen. Dazu gibt es vor Ort und online verschiedene Angebote, die Rat und Hilfe anbieten.
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