Materialdatenbank Glücksspielsucht

Titel

Glücksspielcharakter von Computerspielen. Wie Monetarisierungsstrategien digitale Spiele verändern.

Herausgeber_innen/ Autor_innen
Schaack, C., Dreier, M., Theis, C., Krell, M., Roth, N.
Jahr
2019
Bezug über
In: Suchttherapie 2019, 20(04), S. 198-202
Format
Fachartikel
Beschreibung

Der Glückspielcharakter von kostenlosen Computerspielen verändert nicht nur das Freitzeiterleben der Spielenden, er hat auch psychosoziale und sozioökonomische Folgen. Ausgeklügelte Bezahlmechaniken verleiten Spielende zu hohen Investitionen ins Spiel. Glücksspielelemente wie z. B. Lootboxen, die Verschleierung von investierten Geldbeträgen und die Ausnutzung des Nutzerverhaltens für Kaufanreize, sind zentraler Bestandteil der Monetarisierungsstrategien der Publisher. Einige Länder wie Belgien oder Holland tragen dieser Entwicklung bereits Rechnung und haben Lootboxen als illegales Glücksspiel eingeordnet und mit einem Verbot belegt. Problematisch sind Spiele mit den genannten Mechaniken allerdings gerade für vulnerable Gruppen wie z. B. Kinder, Jugendliche und riskant bzw. abhängig nutzende, wie die vorliegenden Daten zeigen. Computerspiele mit Glücksspielcharakter stellen somit ein gesellschaftliches Problem mit Handlungsbedarf dar, gerade weil die diskutierten Mechaniken bereits Anwendung in vielen kostenlosen Computerspielen finden. Es stellt sich also längst nicht mehr nur die Frage nach dem kulturellen Mehrwert von Computerspielen. Die Frage nach adäquater und kompetenzfördernder Suchtprävention, welche Kindern, jungen Menschen und Erwachsenen einen selbstbestimmten und ausgeglichenen Umgang mit dem Medium Computerspiel ermöglicht, stellt sich ebenfalls. Die Anpassung der Kriterien für die USK-Altersfreigabe kostenloser Computerspiele mit Glücksspielelementen, flankiert von einem zeitgemäßen Jungendschutz und einer Obergrenze monatlicher Investitionen in Computerspiele mit Mikrotransaktionen, stellen hierfür zentrale Aspekte dar.