Materialdatenbank Glücksspielsucht

Titel

Inanspruchnehmende einer Spielsuchtambulanz mit „Doppeldiagnosen“.

Herausgeber_innen/ Autor_innen
Wölfling, K., Dreier, M., Beutel, M. E., Müller, K. W.
Jahr
2022
Bezug über
In: SUCHT (2022), 68, S. 251-262
Format
Fachartikel
Beschreibung

Eine psychologische Charakterisierung der Gruppe von Patientinnen und Patienten mit gleichzeitig auftretender Internetnutzungs- und Glücksspielstörung.

Zielsetzung: Internetnutzungsstörungen werden als wichtiges gesundheitsrelevantes Phänomen akzeptiert und sind bekanntermaßen mit hohen Raten an komorbiden psychischen Erkrankungen assoziiert. Jedoch ist das Wissen über das gleichzeitige Auftreten mit einer weiteren Verhaltenssucht begrenzt. Die vorliegende Arbeit bietet eine erste klinische Charakterisierung bei gleichzeitig auftretender Internetnutzungs- und Glücksspielstörung (Doppeldiagnose). 

Methodik: Die Analyse beruhte auf einer konsekutiven klinischen Stichprobe von Betroffenen (N=1813), die sich wegen einer Verhaltenssucht ambulant vorstellten. Daten wurden aus der klinischen Exploration sowie psychometrischen Verfahren zur Erfassung von Depressivität, Stress, Angstsymptomen und Funktionsniveau erhoben und mit Betroffenen, die entweder eine Computerspiel- oder Glücksspielstörung aufwiesen, verglichen. 

Ergebnisse: Bei n=46 Betroffenen wurde eine Doppeldiagnose gestellt. Diese Gruppe wies zudem eine höhere Anzahl weiterer psychischer Störungen auf. Die Auswertung der klinischen Inventare wies auf eine insgesamt hohe Symptombelastung hin, ohne dass sich die Gruppen signifikant voneinander unterschieden. 

Schlussfolgerungen: Eine kleine Gruppe Inanspruchnehmender erfüllt die Kriterien einer Internetnutzungs- und einer Glücksspielstörung. Es ergeben sich keine auffälligen Unterschiede in der Symptombelastung zu Betroffenen mit singulärer Abhängigkeit, jedoch ist zu vermuten, dass Doppeldiagnosen eine differenzierte therapeutische Herangehensweise erfordern.