Materialdatenbank Glücksspielsucht

Titel

Pathologisches Glücksspiel: Therapieimplikationen einer neurobiologischen Perspektive

Herausgeber_innen/ Autor_innen
Romanczuk-Seiferth, N.
Jahr
2015
Bezug über
in: Suchttherapie 2015, S01(16), S_02_02
Format
Fachartikel
Beschreibung

Pathologisches Spielen wird gemäß ICD-10 als Impulskontrollstörung klassifiziert. Aufgrund der klinischen Ähnlichkeiten – wie Kontrollverlust, Entzugssymptomatik und Vernachlässigung anderer Lebensbereiche – wird Pathologisches Spielen jedoch schon lange auch in seiner Nähe zu Suchterkrankungen diskutiert. Auch neurobiologische Befunde weisen zunehmend auf suchtähnliche Pathomechanismen hin. Die aktuelle Novellierung des DSM (DSM-5) folgt diesen Befunden dahingehend, als das Pathologisches Spielen nun als „gambling disorder“ unter „substance-related and addictive disorders“ reklassifiziert wurde. Die neurobiologische Forschung zu Abhängigkeiten konzentriert sich dabei auf die Reagibilität des Gehirns auf suchtrelevante Reize bzw. primäre und sekundäre Verstärker. Mit verstärkungsabhängiger Handlungssteuerung wird insbesondere das mesolimbische Belohnungssystem des Gehirns in Verbindung gebracht, sowohl bei substanzgebundenen Abhängigkeiten (vgl. Hommer et al., 2011) als auch bei Pathologischem Glücksspiel (vgl. van Holst et al., 2010). Neurobiologische Veränderungen bei Pathologischem Glücksspiel zeigen sich ähnlich zu denen bei substanzgebundenen Störungen. Gleichzeitig scheint jedoch die Verarbeitung von Verlusten einen relevanten Stellenwert einzunehmen, was sich klinisch mit der Sensitivität gegenüber Spielverlusten („Jagd nach Verlusten vom Vortag“) deckt. Aus translationaler Sicht ergeben sich aus den bisherigen Befunden zu neurobiologischen Grundlagen interessante Therapieimplikationen, die abschließend diskutiert werden.